Was bringt der "Finger an der Kupplung"?

2 Antworten

Noch ein ergänzendes Wort zu Kolbenfressern. Seit es Motorräder gibt bis zu Baujahren Ende der 60er Jahre waren Kolbenfresser ein alltägliches Phänomen. Normalerweise wurde deswegen noch nicht einmal der betroffene Kolben gewechselt. In einem Motorrad Lehrbuch, das kurz nach Kriegsende erschien wurde unter der Rubrik "einfahren und wie wird mein Motorrad vollgasfest" doziert: Den Motor hochfahren und belasten, bis sich durch lautes Kreischen und/oder plötzlichen Leistungsverlust ein Kolbenklemmer ankündigt. Sofort Kupplung ziehen und Motor abstellen. Auskühlen lassen, Zylinder abmontieren und an Kolben und Zylinder die Klemmspuren mit feinem Schmirgelpapier entfernen. Eventuell beschädigte Kolbenringe austauschen. Das Ganze wieder zusammenschrauben und schon hat man einen vollgasfesten Motor. Das war deswegen so wichtig, weil die lahmen Krücken fast ständig im Vollastbereich gefahren werden mussten. Was soll man auch anderes machen, wenn selbst eine 500er bei 135 kmh am Ende war. "Ja so warn's die alten Rittersleut".

Dieser ausgestreckte Finger dient wohl in erster Linie dazu, die Position des Kupplungshebels zu erfühlen, damit man ihn im Ernstfall sofort erreicht. Außerdem entspannt es die Hand, wenn nicht alle Finger starr um den Griff gekrampft sind. In früheren Zeiten, als ein Kolbenfresser zu den alltäglichen, eher geringer eingeschätzten Problemen gehörte, war der allzeit bereite Kupplungsfinger eine wichtige Lebensversicherung. Insbesondere die alten Horex mit Graugußzylinderkopf konnten ohne jede Vorwarnung plötzlich blockieren, was regelmäßig zu schweren, teils tödlichen Unfällen geführt hat.

Hi chapp,

sehr schön erklärt! Haste eine Horex gehabt? Ich musste auch mal schnell Auskuppeln, da ist ein Kipphebel bei meiner XT250 abgerissen und das führte zum Blockieren vom ganzen Motor (und Hinterrad). Nur gut das da der "Finger am Kupplungshebel" war. :-)

Gruß T.J.

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