Ich lese hier viele nette Antworten, die Mut machen sollen. Vielleicht tun sie es, vielleicht aber auch nicht.

Ich halte es für wichtig, herauszufiltern, wovor genau Du Dich fürchtest. Sind es nur bestimmte Situationen oder ist es allgemein so, betrifft also insgesamt die Angst vor dem Verlust vor Kontrolle?

Sind es nur bestimmte Situationen, beispielsweise das Fahren in einem engen Kreisverkehr oder das Abbiegen oder Kurven fahren?

Ist es das Bremsen bzw. Anhalten? ( Damit meine ich nicht die Gefahrenbremsung!!!)

Gab es einen Unfall, für den Du den Grund bzw. Deinen Fahrfehler nicht kennst?

Ist das Bike vielleicht nicht richtig für Dich (zu hoch, ungünstige Sitzposition, Pedale an ungünstigen Stellen, Kupplung zu schwer zu ziehen usw.)? Wichtig finde ich es, erstmal mit Deine(r)m Fahrlehrer(in) diese Dinge genau anzusprechen und zu fragen, wie und was ihr(ihm) auffällt, wenn Du voraus fährst oder beobachtet wirst. Es kommt dann darauf an, was genau Dir geantwortet wird. Sind es präzise Antworten, die auch Erklärungen sowie Vorschläge zur Verbesserung enthalten, und werden dann genau die betreffenden Situationen geübt, ist alles OK. Wir jedoch lediglich oberflächlich geantwortet, wechsele die Fahrschule.

Warum rede ich so schlau??? Weil ich als Wiedereinsteigerin einen sehr steinigen Weg hinter mir habe. Meine erste neue Maschine war schwerer als alles, was ich vorher gefahren bin. Also bin ich die erste Fahrt mit einem Fahrlehrer gefahren . . . der allerdings nur wenig Lust hatte und mit keine Antworten gegeben hat. Beim zweiten Termin erwähnte er immer, dass er eigentlich gar keine Zeit hätte und fand nicht einmal sein Equipement im Kofferraum. Ich habe ihm dann „frei gegeben” und ihn fahren lassen, während ich dann allein weiter geübt habe.

Nun gut, beim Üben wurde es dann langsam immer besser, nur wurde die Maschine immer seltsamer, bis sich dann schließlich das Steuerelement am Gasgriff gelöst (die Maschine war vor der Übergabe an mich nicht durchgecheckt worden, was ein Gutachter bestätigte), wodurch die Maschine Vollgas gab, ich aber keinen Einfluss mehr auf sie nehmen konnte. Abwerfende war für mich die einzige Möglichkeit, und das war auch die beste Entscheidung. Was blieb, war natürlich einen riesige Angst vorm Bremsen.

Also Maschine zurück und der nächste Fahrlehrer. Der gab mir zu verstehen, dass er auf Frauen mit Angst keine Lust hätte . . . auch schön.

Gut, den nächsten angesprochen wurde es immer schlimmer. Mal war pure Unlust der Grund, mal eigene Probleme, oder auch mal Alkoholsucht incl. dem Vorschlag, die Maschine wieder zu verkaufen. Was mir allerdings auffiel, war, dass aller Trainer insgesamt Männer waren, die sich in die Probleme einer Frau gar nicht hineindenken konnten.

Also habe ich meine erste Maschine tatsächlich zurückgegeben (das Vertrauen in diese war sowieso hin) und mir die nächstgrößere zugelegt, die niedriger in Schwerpunkt und Sitzhöhe daherkam und sofort über den Händler ein Sicherheitsfahrtraining bei einem wirklich echten Profi in Sachen Fahrsicherheit gebucht. Und was soll ich sagen. Es war sensationell!!! Auf alle Fragen gab es eine Antwort und die entsprechenden Übungen ( ganz wichtig Schaffung von Stabilität bei extrem langsamer Fahrt!!! ). Es hat einen riesigen Spaß gemacht und hat mich wirklich nach vorn gebracht.

Mein Fazit: man darf nicht zu schnell aufgeben, wenn man das Fahren liebt. Aaaaaaber Man sollte sich die richtigen Instruktoren suchen und sich nicht alles bieten lassen.

Auch ein Coaching bei einer Motrrad fahrenden Frau kann einen zusätzlich weiterbringen, wenn man genau seine (unguten) Gefühle beim Fahren beschreiben und auch das, was man dazu wissen möchte genau in Worte fassen kann.

So müsste es klappen, denke ich. Motorradfahren ist nicht nur die Technik bzw. die Beherrschung der Maschine, sondern auch die Kenntnis und Steuerung der eigenen (oft unbewussten) Gedanken, die zu einem unguten Gefühl und in Folge dann zu unüberlegten Handlungen führen, die einen dann mit Angst zurücklassen.
Aus beidem wird ein Schuh, denn Angst ist zwar irreal, weil durch Gefühle und keine reale Bedrohung hervorgerufen. Trotz allem ist Angst ein guter Wegweiser und schützt und vor Gefahren, denn Unwissenheit gepaart mit dem Fehlen von Antworten stellen eine reale Bedrohung dar.
Beispiel: diese Woche bin ich auch mal wieder umgefallen, wusste aber, woran es bei mir lag (Unaufmerksamkeit, falsche Blickrichtung). Also kurz ärgern, aber akzeptieren, dass ich mir zu sicher war, kleine innere Ohrfeige, wieder rauf aufs Bike und weiter.

In diesem Sinne wünsche ich Dir für Deine Motorradkarriere alles erdenklich Gute !!!

Deine Sigi

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