Wartungsaufwand/-kosten der verschiedenen Marken?

2 Antworten

Servus!

Eine Pauschalaussage kann man hier nicht treffen.

Es spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Hast du beispielsweise ein Einzylinder Moped mit vier Ventilen, dann ist die Ventilspielkontrolle/ -einstellung natürlich günstiger, als wenn du das bei einem Vierzylinder mit 16 Ventilen machen musst.

Dann kommt noch die Bauart hinzu - ein Boxermotor, bei dem die Zylinder nicht unter einem Tank/ Verkleidung versteckt sind, sind einfacher zugänglich, als wenn man erstmal zeitaufwändig andere Bauteile demontieren muss.

Manche Inspektionen sind von Herstellerseite absolut blödsinnig, müssen aber zwecks Erhalt der Garantie durchgeführt werden. Zum Beispiel der Austausch der Bremsleitungen und Dichtungen der Bremssättel nach zwei Jahren, egal was das Moped für eine Laufleistung aufweist, was dann schon mal mit über 2.000 Euro zu Buche schlagen kann.

Auch der obligatorische jährliche Ölwechsel macht nicht wirklich Sinn, wenn man Wenigfahrer ist.

Ein drehmomentstarkes Moped zerrt auch entsprechend stärker an einer Kette, als ein schwaches Bike und diese muss häufiger ersetzt werden (bei identischer Kette). Hat man einen Kardanantrieb, dann fällt dieser Punkt komplett weg.

Ein hochdrehender Motor belastet die Bauteile thermisch stärker, wobei diese schneller verschleißen, außer es handelt sich um teure Teile aus entsprechend teureren Materialien (z.B. Titan).

Wird ein Bike auf der Rennstrecke eingesetzt, wird es im Regelfall am Leistungslimit bewegt, was wiederum höheren Verschleiß bedeutet und entsprechend häufiger gewartet werden muss.

Meine Erfahrung zu meiner KTM war, dass sie auf jeden Fall viel Öl gefressen hat (Hab nicht viele Vergleiche, aber die Aprillia meiner Schwester hat in den bisher 1,5 Jahren fast gar nichts verbraucht)

Das hat in erster Linie damit zu tun, dass man sich nicht an die Einfahrvorschriften beim neuen Moped gehalten hat. Und auch danach dem nicht betriebswarmen Moped schon Leistung anfordert.

Deine Aussage deckt sich aber mit meiner Empfehlung gebrauchte Bikes aus erster Hand von Mädels zu kaufen, denn die halten sich meist an die Vorgaben der Hersteller bzw. lesen auch mal die Bedienungsanleitung.

MoroseCorpse 
Fragesteller
 20.09.2023, 21:14

Okay erstmal vielen Dank für diese ausführliche Antwort, Respekt.

Dass viel an dem Motorrad selbst liegt, was die Kosten angeht, hab ich mir schon gedacht. Weißt du denn ob es generell auch Hersteller Unterschiede gibt? Also ob z. B. BMW grundsätzlich mehr verlangt bei ungefähr gleicher Arbeit und Teilen wie z. B. KTM oder ist das alles recht ähnlich und es kommt wirklich eher auf das Motorrad an, wie es verbaut ist und wie man damit fährt?

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marty10  20.09.2023, 21:40
@MoroseCorpse

Da gibt es ebenfalls keine pauschale Antwort. Manche Mopeds müssen alle 6.000 km zum Service, andere wiederum erst nach 12.000. Das kalkulieren die Hersteller auch mit ein. Da kann ein Service auf den ersten Blick günstig sein, aber wenn dieser häufiger gemacht werden muss, sieht's anders aus.

Vertrags-Händler müssen dem Vertragspartner (Hersteller/ Importeur) auch einen entsprechenden Umsatz nachweisen. Nicht umsonst bezahlst du in der Vertragswerkstatt auch mal den 4-fachen Preis fürs Motoröl, wie wenn du es selbst kaufst.

Auch Teile sind nicht 1:1 vergleichbar. Bei einem hochgezüchteten Sportmotor kommen Schmiedekolben mit Titanpleuel zum Einsatz, bei einem Brot und Butter Bike günstige Standardware aus der Großserie.

Dein österreichisches Moped war vermutlich auch noch nie in Österreich, da es in Indien gebaut wurde. Die Ersatzteile dafür kommen dann auch aus solchen Billiglohnländern zu entsprechend niedrigeren Preisen. Die Rennsportgeräte von KTM werden wiederum in Österreich mit Teilen von namhaften Zulieferern aus Europa gebaut und dafür werden dann auch entsprechende Preise aufgerufen.

Du siehst, nicht einmal innerhalb der Herstellermarke kann man die Preise vergleichen. Nur die Hersteller anhand von Inspektionspreisen zu vergleichen ist unmöglich.

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MoroseCorpse 
Fragesteller
 20.09.2023, 22:14
@marty10

Vielen Dank für die Rückmeldung. Schade, dass es tatsächlich doch so kompliziert ist. Da hilft wohl nur viel Recherchieren zu jedem einzelnen Bike, was ich interessant finde

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Ich schließe mich marty10 komplett an und möchte aus eigener Erfahrung noch etwas hinzufügen:

Was BMW angeht, immer zu einem Händler und nicht zu einer BMW-Niederlassung. Bspw. der "Händler" in Bonn gehört nicht einer Person, sondern gehört zu BMW selbst, die Preise, die da aufgerufen werden, bei allem sind astronomisch im Vergleich zum Händler, der BMW vertreibt.

Ansonsten ergeben sich bei ähnlichen Bauteilen bei verschiedenen Herstellern die gleichen Preise. Ich selber fahre Duc und mein Händler vertreibt auch Kawa und Guzzi. Ich selbst habe 320er Bremsscheiben vorne mit Bremsen von Brembo. Bei einer Kawa mit gleichem Durchmesser und Bremsen von Nissin, sind die Ersatzteilpreise fast gleich.

Auch wichtig, die können dir nur die Preise sagen, für die Tätigkeiten, die den jeweiligen Terminen laut Plan anfallen. (Jahresinspektion, Kilometerleistung, Ventilspielkontrolle)

Und ich glaube dir wird hier jeder bestätigen, dass NIE genau auf die Tätigkeiten laut Wartungsplan nötig sind, sondern noch andere Sachen auffallen, die gemacht werden müssen oder sollten. Gerne diverse Dichtungsringe, Leitungen oder sonstwas. Daher rechne immer mit mehr Kosten als dir die Leute von der Werke/Service angeben.

Grüße vom Großen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung