Welche Arbeiten am Motorrad, das 10 Jahre stillstand?
Hallo liebe Community,
die Frage ist oben schon formuliert. Für jede Hilfe bin ich sehr dankbar.
Zu den Details: Die Maschine ist eine Suzuki VL125 Intruder (Baujahr 1999). Sie wurde damals neu gekauft, wenig gefahren (den Kilometerstand kenne ich nicht mehr) und dann in einer Garage abgestellt (leider unsachgemäß).
Wegen meines Studiums + Job stand sie dann ca. 10 Jahre und geriet in Vergessenheit. Nun will ich sie selber so gut es geht warten/reparieren. Weil ich das mehr als Hobby sehe und die Maschine kennenlernen möchte, würde ich gerne, so weit es geht, auf eine Werkstatt verzichten.
Zu meinen Möglichkeiten: Ich habe eine gut ausgerüstete Garage (viele Werkzeuge), eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker und ein techn. Studium, das originale Handbuch und den Willen.
Es müssen definitiv gewechselt werden: Reifen (Werkstatt), Bremsflüssigkeit, Öl, Öl-Filter, Batterie, Luftfilter, Zündkerzen. Habe ich etwas vergessen?
Vor allem zerbreche ich mir den Kopf wegen Motor und Vergaser. Muss ich die komplett auseinanderbauen und reinigen?
P.S.: Bis auf die platten Reifen und etwas Flugrost macht das Motorrad eigentlich einen sehr guten Eindruck. Auch das Benzin, dass bis zur Pumpe entleert wurde, ist unauffällig.
3 Antworten

Servus!
Ein paar Dinge wurden schon genannt. Hierzu noch als Ergänzung, wenn ein paar Tropfen Öl in der Brennkammer sind, erst einmal ein paarmal kicken bzw. den Anlasser betätigen, ohne Zündkerze.
Welche Pumpe meinst du? Es ist ja ein Vergasermodell, da gibt's keine Pumpe.
Weitere Punkte, die zu prüfen bzw. zu ersetzen sind (Sichtprüfung):
- Kühlflüssigkeit ersetzen
- Gabel auf Dichtigkeit prüfen
- Evtl. vorhandenen Flugrost am Tauchrohr entfernen, sonst gehen die Simmerringe kaputt
- Bremsleitungen auf Risse kontrollieren - falls welche vorhanden, diese unbedingt ersetzen
- Bremse - Belagstärke
- Bremsscheiben - Dicke? Riefen? unrunder Lauf?
- Kette - rostige Glieder - Kette ersetzen
- Kettenrad auf Haifischzahnbildung kontrollieren - falls vorhanden - gleich einen kompletten Kettensatz (Kette, Ritzel, Kettenrad) tauschen
- Lenkkopflager - Vorderrad entlasten: Leichtgängigkeit beim Drehen des Lenkers ohne Rastpunkte.
- Stoßdämpfer - Dichtigkeit? Nachwippen? Korrosion an der Dämpferstange
- Radlager - auf Spiel prüfen
- Speichen (hat die kleine Trude Speichenräder?) - alle gleich fest? Klangtest mit Schraubendreher
- Kühler - Steinschläge, verbogene Lamellen
- Tank - Rost innen und an der Unterseite
- Kraftstofffilter - ersetzen
- Luftfilter
- Seitenständer - muss selbständig einklappen oder Seitenständerschalter muss funktionieren
- Steckverbindungen der Elektrik auf Korrosion prüfen und evtl. Kontakte reinigen
- Lenkanschlag - unbeschädigt? Abstand Lenker - Tank beidseitig gleich?
Fahrprüfung:
- Abgase - Farbe beobachten
- Bremse - Wirkung? Druckpunkt?
- Fahrwerk - Geradeauslauf?
- Getriebe - Schaltbarkeit? Keine Geräusche beim Gangwechsel?
- Instrumente - Tacho, Drehzahlmesser, Kontrollleuchten, Beleuchtung, Kilometerzähler
- Kupplung - sauberes Trennen? Leichtgängigkeit? Rutscht durch?
- Motor - Startverhalten? Gasannahme? Sauberes Hochdrehen? Leistungslöcher? Geräusche?
Ich hoffe, ich habe nichts vergessen?! 😉

Wow, ok. Das ist eine sehr schöne Liste zum abarbeiten. Vielen Dank, auch an die Anderen. Ich melde mich, wenn alles abgearbeitet ist.
P.S.: Eine sehr einfache Treibstoffpumpe ist zwischen Tankhahn und Vergaser eingebaut. Die Pumpfunktion wird über einen Druckschlauch sichergestellt. Der Schlauch führt zu einem T-Stück (Ansaugrohr), der an den Zylindern angebaut ist.

Du hast ja schon das Wichtigste benannt. Zusätzlich würde ich die Leichtgängigkeit der Züge (Kupplung, Bremse) überprüfen. Genauso wie die Fußbremse. Es wäre möglich, dass das Benzin in dem Vergaser "verharzt" ist. Erst mal mit "frischen Benzin" versuchen. Zerlegen kann man dann immer noch, falls nötig. ---
Aber grundsätzlich würde ich erstmal den Motor zum Laufen bringen. Vor dem ersten Start etwas Motoröl in das Kerzenloch bringen, da nicht sicher ist ob der erste Zylinderlauf gut geschmiert wird. Nimm zum Starten eine stärkere "Zusatzbatterie" als Starthilfe. Das belastet die kleine Motorradbatterie nicht so stark. Du wirst erstmal einige male den Motor "durchorgeln" müssen bevor er hoffentlich anspringt.
Danach eine kleine "Probefahrt" auf einem Gelände. Dann stellt sich heraus ob noch andere Probleme vorhanden sind. Nach Deiner Beschreibung denke ich eigentlich dass es nicht so schwierig wird.
Falls noch Fragen auftauchen, stelle sie hier einfach. Wenn jemand so gut und präzise seine Fragen stellt, macht es auch uns Spaß die Fragen zu beantworten. Viel Erfolg und sei hier herzlich Willkommen. Gruß Bonny

Salue
Der Bonny hat Dir bereits perfekt und umfassend geantwortet. Genau so habe ich es gemacht, als ich meine Puch 125SV aus den 1960er Jahren nach 33 Jahren Standzeit wieder zum Laufen gebracht habe. Selbst eine Vergaserreinigung war nicht nötig. nach einigen Kicks mit einer neuen Batterie(und wie beschrieben mit ein paar Tropfen Oel im Zylinder) ist sie wieder einwandfrei gelaufen.
An Dingen die funktionieren schraubt man am besten nicht herum.
Ich wünsche Dir viel Freude an wieder auferstandenen Suzuki.
Tellensohn