Risiken bei einer lange stillgelegten Maschine

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Wenn ich mal meine Trine als Beispiel nehmen darf?!?

Die stand mehr als 22 Jahre abgemeldet, bevor ich sie als Bastelmoped bekam.

Ich musste mir mühsam einige seltene Teile zusammensuchen, die auf dem normalen ET Wege nicht mehr verfügbar waren. Also klapperte ich die üblichen verdächtigen, wie Gebrauchtteilehändler, und alteingesessene Yamahahändler ab.

Nach 2 Jahren hatte ich die Maschine ohne größeren Aufwand dann wieder zum laufen gebracht. Kilometerstand damals 83 tkm, und 4 Vorbesitzer. Mindestens 1 Vorbesitzer hatte beim fahren damit einen heftigeren Anprall an der Schwinge erlitten, und nachdem mir das Fahrverhalten irgendwann spanisch vorkam, habe ich die Radflucht vermessen, und bin auf eine verzogene Schwinge gestossen :-(

Naja, da ich eh länger vor hatte die Maschine zu bewegen, zog ich mir mehrere Maschinen als Bastelobjekte zum ausschlachten an Land. Das ist die günstigste Alternative länger mit ein und dem selben Motorrad fahren zu können.

Folgende Arbeiten habe ich durchgeführt: Ich hatte beide Motorseitendeckel herunter, die Kupplung vermessen, und wieder eingebaut, die leicht eingeschlagenen Ventileinstellschrauben erneuert, die kompletten Crimpstecker am Kabelbaum alle erneuert, alle möglichen Lagerstellen auf Verschleiß geprüft, und neue Reifen auf gezogen. Die Gabelsimmeringe wurden vorsorglich gegen neue ersetzt, Ein Ölwechsel war natürlich obligatorisch, genau wie die Vergaserreinigung. Die Antriebskette, hatte laut Händler erst die genannten 83tkm runter, und sollte noch gut sein für weitere 50 tkm., was ich nach eigener Überprüfung als absolut nachvollziehbar abhakte, da die Kette geschützt im Fettkasten läuft.

Alles in allem habe ich vielleicht 500 Euro investiert, bei einem Kaufpreis von 700 Euro, hat sich das also gelohnt.

Nicht rechnen darf man bei solch einem Projekt, die zahllosen Restaurierungsstunden, sonst kann man das ganze gleich bleiben lassen ;-)

Ich würde jederzeit wieder solche ein Projekt mit einer anderen Maschine beginnen, ach, bin ja gerade schon dabei........ die XS 750 SE wird demnächst wieder rollen....... Vorteil dieser Machine, sie war komplett, aber hatte auch etwas lange gestanden :-(

Ups, jetzt bin ich nicht auf den Konsens Deiner Frage explizit eingegangen: Was das Öl anbelangt, da war bei meiner Maschine keines mehr im Motor. Ich baute die Ölpumpe zur begutachtung aus, und habe die nun zugängliche eigentliche Ölwanne nur mit einem Küchenkrepp ausgewischt, da war tatsächlich nur eine geringe Menge Motoröl in dem Krepp hängen geblieben ansonsten war der Motor innen so sauber wie eine neue Aluschüssel :-) Einzig im Grobsieb der Ölpumpe waren geringe Spuren von Dichtungsmasse, Abrieb der Steuerkettenspannerschiene, und Resten einer Papierdichtung zu finden. Ich wusch das Sieb dann von innen nach aussen aus, und schon konnte es ans zusammenbauen gehen.

Insgesamt muß ich meine bisherigen älteren Motoren in Punkto Ölverträglichkeit und Ölschlamm doch loben. Probleme gab es nie wirklich, da ich immer ein gutes Motoröl fuhr. Meist war Ölmangel schuld, wenn etwas gerieben hat ;-)

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@user5432

Erstaunlich, wird doch gerade bei längeren Stillegungen immer wieder empfohlen etwas Öl durch die Bohrungen der Zündkerzen zu geben und einmal "trocken" durchlaufen zu lassen damit es nicht rostet oder groß korrodiert.

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@user1332

Das machst man mit Sicherheit, wenn man eine Maschine die man aufgebaut hat, länger stehen lässt. Aber leider haben die Vorbesitzer da keinen Kenn von, und dann sind Standschäden manchmal vorprogrammiert, was dann nur durch viel Arbeit im Nachhinein zu ändern ist.

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Meine Maschine war auch innerlich ziemlich verrostet gewesen. Das wird wohl das Hauptproblem sein.

Rost im Tank wäre mein erster Vedächtiger. Tja, mit dem Öl ist das so eine Sache. Selbst wenn das Öl alt war als das Bike stillgelegt wurde kann es OK gewesen sein, es kommt immer darauf an, ob jemand lieber Kurz- oder Langstrecken gefahren ist, bei Langstrecken ist die Gefahr kleiner, dass Kondenswasser im Öl ist und dann wäre es nicht so schlimm, wenn es vor dem Stillegen nicht gewechselt worden wäre. Ähnlich sieht es übrigens mit der Auspuffanlage aus, wenn da ein paar Jahre lang das Wasser vom Kurzstreckenfahren drin war hast du wahrscheinlich am tiefsten Punkt eine sehr dünne Stelle... wenn also der Auspuff an der Stelle "durch" ist wäre das für mich das KO-Kriterium. Kennst du jemanden der ein Kamera-Endoskop hat... (Werkstatt)?... damit kriegt man so etwas heraus.

Vielleicht kann man das Fahrverhalten des Vorbesitzers auch unauffällig hinterfragen (ob Kurz- oder Langstrecke), denn das ist definitiv der Knackpunkt an der Sache.

Den Rest kann man alles ersetzen, Bremsflüssigkeit, Kühlflüssigkeit (da ist ja soviel ich weiss eine Art Rostschutz drin), Kette und Reifen musst du sowieso auswechsen.

Dass ein Fahrzeug, welches länger stillgelegt war an die „Dialyse“ muss, wurde schon gut beschrieben. Die Flüssigkeiten sollten gewechselt werden. Was aber oft unterschätzt wird, sind die Kabel und deren Verbinder. Sind die noch OK oder schon durchgescheuert? Wie ist es mit den Lampenfassungen? Fast täglich kann man hier „Hilfegesuchen“ lesen, wo es um die Elektrik geht. Da kann Fehler suchen schon schwierig werden, wenn man sich da nicht so auskennt und Erfahrung mit dem Suchen hat.

Dann der allgemeine Zustand in Bezug „Rost / Flugrost“. Macht das Bike einen gepflegten Eindruck und ist nur verstaubt, kein Problem. Stand es aber in einem feuchten Schuppen, sind die „Restaurationsarbeiten“ umfangreicher und meist auch kostenintensiver. Das sollte man bei dem Kauf mit berücksichtigen. Fass mal unter den Auspuff und prüfe den auf Rost durch Steinschlag. Genau wie den Rahmen und wenn vorhanden, den Kühler. Sind Speichenräder vorhanden, da mal nachsehen ob die Speichen vergammelt sind. Ist übrigens ein sehr guter Indikator. Grade die putzt man nicht so gerne. Sind die gepflegt, gehe ich davon aus, dass das Bike grundsätzlich gepflegt wurde. Gruß Bonny

Hi Bonny,

danke für die Tipps. Ich werde sie in meine Checkliste mit aufnehmen.

Gruß

Rudi

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Hallo haifisch,

ist aktuell meine 2. Mopete, die längere Zeit gestanden hat. Die US-Shadow erwarb ich 1995 nach 10-jährigem Stand in nem grossen trockenen Schuppen in Tennessee. Hatte 3000 Meilen vom Erstbesitzer auf der Uhr; interessanterweise waren noch die Originalreifen von Yokohama drauf (sehr US-amerikanisch, nicht wahr?). Der Händler brachte sie im Container samt nem Schwung gebrauchter Harleys mit, tauschte die Flüssigkeiten, Beläge & Blinker, den Rest inkl. Import & Zulassung nach Anfrage bei Interpol besorgte ich. Die Probefahrt liess keine Zweifel am technisch guten Zustand der Maschine aufkommen, und das Kompres-sionsbild bestätigte den guten Zustand der Maschine. Bald wird sie 30, und hat weiters nichts als die üblichen Verschleisserscheinungen. Ein echter Glücksgriff!

Bei der XT sieht die Geschichte schon ganz anders aus, und das, obwohl sie über ne Yamaha Vertragswerkstatt im Kundenauftrag verkauft wurde. Tags vor der Über- führung erhielt das Moped die neue Tüvplakette; angeblich liess der Vorbesitzer dort den Kundendienst durchführen. Schon die Probefahrt musste entfallen, da sich das Moped noch nicht mal ankicken liess ;-(( . Die Kerze war platt, die Kette schräg eingebaut, starr und strotzend vor Dreck und Rost; das Ritzel war völlig abgenudelt, und ich tauschte komplett alles. Der Luftfilter schwamm im Öl, aufgrund von Floyd's Tip überprüfte ich den Ölstand: Die Yamahawerkstatt hatte mich extra noch drauf hingewiesen, dass das defekte Öldruckglas geklebt worden sei. Na toll! Was die mir wohlweislich verheimlichten, das war, dass die mal eben ne Portion Motoröl so Pi mal Daumen reingekippt hatten: das Allerletzte ;-((( ...Firma XY aus Bad Säckingen, man will ja keine Namen nennen ;-))

So kanns auch gehen; Geschichten, die das Leben schreibt.. Gruss Jan

Hallo Jan,

besten Dank für Deine Antwort. Im Grunde lese ich daraus, dass mich sich nicht ausschließlich auf die Angaben des Verkäufers verlassen kann. Auch dann nicht, wenn es sich um eine Vertragswerkstatt handelt. Auch wenn man technisch der Versierteste ist, behält man mit dem Bauchgefühlt doch oftmals Recht.

Allerdings hätte ich die Yamaha schon nach der nicht stattgefundenen Probefahrt nicht genommen. Der Händler mag sicher ein Einzelfall gewesen sein. Die Gewerblichen sind ja nicht alle so.

Gruß

Rudi

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@haifisch01

Hallo Rudi, na klar, da stimm' ich Dir zu. Dein Comment bei meiner damaligen Frage gab mir ebenfalls zu denken, völlig berechtigt, was Du geäussert hast!

Die andere Seite soll nicht zu kurz kommen: die XT600 selbst kann nichts für den oder die Vorbesitzer. Es ist ein originelles Motorrad, und ich bereue den Kauf keinen Tag lang. Natürlich kostet es u.a. (Lehr-)Geld und trotzdem: ich verbuche es unter dem Dazulernen, ausserdem lerne ich so die Mopete in- und auswendig kennen. Unterm Strich lohnt der Aufwand, insofern 10x besser, als wenn alles top ist von Anfang an. Die XT gewinnt dazu, und mein Mopedhorizont wächst auch dabei; passt von daher gut zusammen ;-) LG Jan

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