funktioniert ABS noch wenn Vorderrad um 14% Abrollumfang vergößert weden soll ?

7 Antworten

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Das ist eine interessante Frage.

ABS ist ein elektronisch gesteuertes System. Da sich die physikalischen Rahmenbedingungen ständig ändern können, gehe ich davon aus, daß es sich innerhalb gewisser Grenzen ständig selbst justieren kann. Das bedeutet, daß sich die Vergleichsmessungen nach ein paar Metern einnullen und dann schnell davon abweichende Messungen registriert werden. Wie groß die Spannweite ist und ob sie bis 14% reicht, kann ich allerdings nicht sagen. Dafür gibt es unter uns vermutlich den einen oder anderen Spezialisten. Man kann das in etwa mit der automatischen Einstellung moderner Zünd - und Einspritzsysteme auf unterschiedliche Oktanzahlen vergleichen. Ältere Modelle können sich etwa bis 90-95 Oktan nachregulieren, darüber, bis zu den heutigen sogenannten Renntreibstoffen, können die das nicht. Neuere Modelle können auch diese richtig verarbeiten.

14% sind sicher zuviel und steht der Bock wieder, erkennt das System auf "flüchtigem Fehler" der Meister löscht in der Regel den Fehlerspeicher und legt sich mit gutem Gewissen schlafen.

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@Nachbrenner

So macht es Spaß, wenn ein richtiger "Gelehrtenstreit" ausbricht.

Ich gehe davon aus, daß eine gewisse Toleranz bei den Radumfängen Hinten und Vorne im System vorhanden ist. Angenommen, am Vorderrad ein neuer, relativ großer Reifen und hinten ein abgelatschter, der vielleicht von Haus aus schon am unteren Rand der Durchmessertoleranz war. Das ergibt bei den Extremen durchaus eine Abweichung von einigen %. Damit muß die Elektronik des ABS umgehen können. Ich gehe davon aus, daß bei modernen ABS Systemen die Elektronik gleich nach dem Start die Drehzahlen beider Räder mißt und zueinander ins Verhältnis setzt als Sollwert. Dieser Wert bleibt im gesamten Geschwindigkeitsbereich gleich. Die entscheidende Frage ist, ob die Elektronik eine Differenz von 14% in ihrem Regelwerk verdauen kann. Diese Frage kann wohl nur der Hersteller beantworten. Ich vermute aber, daß es möglich sein sollte.

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@chapp

Möglich ist alles chapp, nur muss das auch bezahlbar bleiben. Beim Wabco Westinghouse Steuergerät für die Bahn (6500DM) habe ich mir ein Prüfgerät gebaut, mit dem ich die Pocke auf Herz und Nieren prüfen konnte. Die PKW Geräte von diesem Hersteller waren weit schlechter ausgestattet. In der Regel checken die Teile sich selbst, aber das im Stand!!! Da kommen keine Signale von den Gebern. Ein Check während der Fahrt müsste über einen längeren Zeitraum statt finden und eigentlich bei Abweichungen vom Fachmann bestätigt werden. Nach welchen Kriterien sollte das Gerät sonst regeln? Bei Mehrkosten von 300€ - 1000€ für ein ABS und da ist auch die Peripherie mit Geber und Ventile dabei, scheint mir das eher unwahrscheinlich.

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@Nachbrenner

zum Checken genügt eine einzige Umdrehung des größeren der beiden Räder.

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Wenn das ABS für Vorder- und Hinterrad kombiniert ist, könnte es Probleme geben. (Weiss aber nicht, ob das bei Harley so ist). Wenn sich das Vorderrad signifikant langsamer im Verhältnis zum Hinterrad dreht könnte das System annehmen, dass das Vorderrad überbremst wurde und dann fährst du ohne Bremsen durch die Landschaft. Würde das genau mit der Vertragswerkstatt abklären.

Also einlullen lässt sich Elektronik nicht. Sie besteht auf klare Verhältnisse. Beim ABS findet ein ständiger Soll/ Ist Vergleich statt und was passieren muss, wenn… Der Parameter Soll ist fest. Der Parameter Ist, ist flexibel, grob gesagt. Je größer die Toleranz Soll/ Ist, um so ungenauer das System. Jetzt muss ein Rad der Master und eins der Slave sein, aber beide müssen bei 100km/h auch 100km/h ausgeben. Tun sie das nicht, muss das System bei Fahrt Fehler erkennen, wird gebremst, geregelt werden. Das ist nur ganz grob beschrieben, in Wirklichkeit müsste ich ein dickes Buch schreiben. Nun gibt es beim Motorrad das „Problem“ Schräglage, was bis zur Erfindung des Gryosensors nicht präzise genug gemessen werden konnte. Jetzt kann der Parameter Soll der Schräglage angepasst werden, aber Master und Slave müssen immer konform laufen, sonst….

Bei einem Waggon werden alle Achsen miteinander verglichen plus!!! einer vorgegebenen Bremskurve. Verringert sich die Drehzahl einer Achse unter dieser Bremskurve, erkennt das System auf Gleiten/ rutschen und löst die Bremse dieser Achse.

Wenn Du ein größeres Vorderrad einbaust, erkennt das System mit Sicherheit auf Fehler, da Die gemessene Geschwindigkeit Vorder- zu Hinterrad außerhalb der Toleranz liegt und somit keine relevante Geschwindigkeit erkannt wird.

Das ist bei weitem nicht unwichtig., da auch dieses ABS eine optimale Bremskurve entwickeln muss, sonst könnte das System bei gleichzeitiger Blockierung beider Räder auch nicht erkennen, dass beide Räder rutschen (Wasser, Sand usw.).

Vielen, vielen Dank für die für mich doch überraschend qualifizierte Diskussion und Tipps zu diesem ABS Thema! Vor allem vielen Dank an chapp, nachbrenner, turboklaus und Frank für den entscheidenden Sachverhalt, daß das ABS grundsätztlich beide Raddrehzahlen vergleichen muß um überhaupt zu funktionieren! Und nur zuvor programmierte Radkombinationen sind somit erlaubt. Leider, schade, es wäre zu schön gewesen, herzliche Grüße von redmamba.

Das ABS muss nicht die beiden Drehzahlen der Räder vergleichen. Es gibt (eher: gab) z.B. auch single ABS - nur für ein Rad. Es reicht, sich beim Bremsen die Änderung der Drehzahl anzuschauen: wenn da ein Sprung drin ist, blockiert das Rad.

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